Those Once Loyal Those Once Loyal
Bolt Thrower
INTERVIEWS
Interview by Thorsten Wilms 2001

Mittlerweile dürfte wirklich auch der Letzte erfahren haben, dass das britische Urgestein mit einer neuen Scheibe aufwarten konnte. Die Tatsache, dass Bolt Thrower nach vielfacher Meinung mit einem wahren Death Metal-Highlight zurückschlägt, der auch im Kontext der hochkarätigen Veröffentlichungsvergangenheit einen Spitzenplatz beansprucht, macht ein Interview auch einige Zeit nach dem Release von "Honour Valour Pride" unumgänglich. So konnte dann auch der sympathische Gitarrist und Gründungsmitglied Barry (Baz) Thomson den Interviewtermin kaum abwarten und klingelte locker eine halbe Stunde zu früh durch.

Klar, dass ihn die Frage nach dem Sängerwechsel und der damit verbundenen Veränderung nicht wirklich überraschte...

Barry: Natürlich war die Studioarbeit mit Dave Ingrim neu für uns, schließlich waren wir das erste mal mit einem anderen Sänger im Studio, aber die Erfahrung war gut. Wir wussten, was wir wollten und Dave wusste, wie er es erreichen konnte. Es war wirklich nur eine kurze Eingewöhnungsphase für ihn und dann lief alles perfekt. Wir sind extrem zufrieden und bis jetzt hat jeder bestätigt, dass sich Dave stimmlich gar nicht so sehr von Karl Willets unterscheidet.

?: Hat die Änderung am Mikro das Songwriting zum Album beeinflusst?

Barry: Nein, wirklich nicht. Karl hat Bolt Thrower ja schließlich schon vor über sechs Jahren verlassen. Die Band existiert seit 15 Jahren, wenn man drüber nachdenkt, war Karl fast die Hälfte der Zeit nicht dabei. Es lief also ab wie immer, außer, dass Dave auch viel zu den Texten beigetragen hat und seine Gesangslinien auch selbst konzipierte. Übrigens sind wir noch immer sehr gute Freunde und ich weiß genau, dass Karl jederzeit aushelfen würde, wenn Not am Mann wäre.

?: Apropos Lyrics: Eure Kriegsthematik hat ja seit dem 11. September einen ziemlich unangenehmen Beigeschmack bekommen. Ein Grund, in Zukunft die Lyrics anders zu gestalten?

Barry: Für uns war das mit Krieg doch seit jeher so. Wir haben immer über die negativen Aspekte und die Geschichte des Krieges geschrieben und es gibt heute noch weniger Grund als vorher, die Thematik zu ändern. Im Gegenteil, nie war es so wichtig, den Krieg zu thematisieren. Wir schreiben jetzt schon darüber, wie die Zukunft des Krieges aussieht, mit all ihren Facetten, daher auch das neue Album-Cover. Wir hoffen genau wie alle anderen, dass die Anschläge die Augen der Menschen öffnen und ihnen zeigen, dass es so nicht weiter geht, dass in Zukunft Frieden herrschen muss. Leider hat die Reaktion der Amerikaner ja gezeigt, dass das wohl nicht passieren wird. Der Song "K-Machine" beispielsweise dreht sich um das menschliche Potential, alles zu zerstören, was auf der Erde passiert. Der Mensch steht am Ende der Nahrungskette, das größte Jagdziel ist also er selbst.

?: Nicht wohl gesonnene Kritiker könnten anmerken, dass sich nicht nur die textliche, sondern auch die musikalische Veränderung bei Bolt Thrower ziemlich in Grenzen hält. Wie siehst du das neue Werk im Gesamtkontext?

Barry: Es ist natürlich ein typisches Bolt Thrower-Album. Wir haben ein paar neue Dinge probiert, wie schon auf anderen Scheiben zuvor aber der Gesamt-Sound ist natürlich geblieben. Wir wollen uns nicht verändern, wir mögen einfach keine Veränderung. Dies ist der Sound, den wir spielen wollen. Und wenn wir etwas aufnähmen, was wir nicht wirklich mögen, dann wären wir nicht ehrlich zu uns und zu unseren Fans.

?: Wobei man schon anmerken könnte, dass einige Riffs auf "Honour Valour Pride" ungleich melodischer klingen, als das, was auf einigen Vorgängern zu hören war.

Barry: Meiner Meinung nach beinhaltet die neue Scheibe alle Elemente der Bolt Thrower-History. Es sind schnelle Parts genauso vertreten, wie langsame und groovige. Und melodisch waren wir auch auf "Warmaster" schon. Wir wurden schon Grindcore genannt oder natürlich Death Metal aber irgendwie sind wir doch immer Bolt Thrower. Menschen, die behaupten, wir würden uns nicht ändern, mochten uns wahrscheinlich von Anfang an nicht. Eine Scheibe zu kennen und dann zu urteilen reicht einfach nicht, man muss auf die Nuancen achten.

?: Themenwechsel: Bolt Thrower standen neben absoluter Publikumsnähe auch immer für eine fast do-it-yourself-Einstellung, die ansonsten eher im Punk zu finden ist.

Barry: Das stimmt, wir haben uns immer gewehrt, typischen Business-Scheiß mitzumachen. Wir wollten immer selber die Kontrolle über unser Schicksal und unsere Zukunft haben. Kein Manager weiß so genau, wo wir hinwollen, wie wir selbst. Wahrscheinlich stammt diese Einstellung wirklich aus der Punk- und Grind-Szene, aus der wir kommen und einige neue Bands könnten sich ruhig eine Scheibe davon abschneiden.

?: Zum Thema neue Bands: nach so vielen Jahren in der Szene habt ihr einige Trends kommen und gehen sehen. Wie denkst du wird sich die Metal-Szene in den nächsten Jahren weiterentwickeln?

Barry: Ich glaube, die Szene wird weiter wachsen, dank Nu Metal. Diese Metal-Art hat alle Sorten von Rockmusik unterstützt, was wirklich toll ist. Die Kids lassen den Computer auch mal in der Ecke stehen und gehen in den Plattenladen. Dort entdecken sie dann nicht nur Linkin Park sondern auch vieles andere. Für uns selber wird sich natürlich nicht viel verändern, da wir so abseits von dem stehen, was Neues passiert. Wir leben in unserer Bolt Thrower-Welt und sind glücklich damit. Aber alle, die über neue Trends meckern, sollten wissen, dass nur eine große Bandbreite an Stilen eine Weiterentwicklung möglich macht.

by Thorsten Wilms. 2001


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